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   Ägyptische Götterwelt (284)
   Pinudjem II. (4)
  Autor/in  Thema: Pinudjem II.
Michael Tilgner  maennlich
Member



Pinudjem II. 
« Datum: 09.06.2024 um 17:25:28 »   

Im Thread Die Cachette von Deir el-Bahari (TT 320) wurde erwähnt, dass der Hohepriester von Amun in Theben Pinudjem II. ein Graffito an deren Eingang hinterlassen hat. Von ihm ist aber mehr überliefert; von seinem Totenbuch habe ich in #16 dieses Threads berichtet.

Von großem Interesse ist auch ein Orakelprotokoll, das unter seiner Herrschaft zwischen dem 9. und 10. Pylon des Karnak-Tempels aufgeschrieben worden ist. Im Text werden insgesamt acht Orakel des Gottes Amun beschrieben.

Die Erstveröffentlichung ist: Édouard Naville, Inscription historique de Pinodjem III, grand prêtre d'Ammon à Thèbes, Paris, 1883. Leider ist die zugehörige Falttafel nicht ordnungsgemäß gescannt worden.

Die jetzige Basisausgabe ist: Jean-Marie Kruchten, Le grand texte oraculaire de Djéhoutymose, Bruxelles, 1986; leider nicht online.

Dennoch findet man den hieroglyphischen Text sowie die Umschrift auf der Webseite des KIU-222 des Projet Karnak mit Foto der Inschrift. Es gibt aber keine Übersetzung, sondern nur ein ägyptisch-französisches Vokabular!

Der erste Teil der Inschrift (das erste Orakel) wurde von James Henry Breasted in Ancient Records of Egypt, Bd. IV, New York, 1906, §§ 671-673 übersetzt.

Eine deutsche Veröffentlichung ist mir nicht bekannt. Inzwischen hat man aber Zugang zu Kurt Sethes Abschrift, die er für das Wörterbuch-Projekt angefertigt hat, die teilweise auch übersetzt ist. Zudem gibt es eine Zusammenfassung von Hermann Kees, Die Hohenpriester des Amun von Karnak von Herihor bis zum Ende der Äthiopenzeit, Leiden, 1964, S. 62-64. Da die Google-Version wechselnde Auswahlen zeigen, hänge ich die betreffenden Seiten an sowie Sethes Zettel, die im Mappen-Exemplar des Wörterbuch-Projekts zusammengestellt worden sind (Nr. 268). Als Drittes füge ich noch die hieroglyphische Inschrift aus Kruchtens Publikation hinzu.

Irritierend ist die unterschiedliche Zeilenzählung. Daher hier eine Übersicht:

Breasted: Z. 1-23 = Sethe: Z. 3-25 = Projet Karnak: Z. 21-43

Viele Grüße,
Michael Tilgner


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Michael Tilgner  maennlich
Member - Themenstarter



Re: Pinudjem II. 
« Antwort #1, Datum: 11.06.2024 um 23:36:38 »   

Gaston Maspero habe berichtet, dass 3700 Uschebti in der Cachette von Deir el-Bahari geborgen wurden; die genaue Stelle habe ich im Moment nicht zur Hand. Wie dem auch sei, es wurden jedenfalls eine Menge Uschebtis gefunden, die heutzutage in vielen Museen und Privatsammlungen verstreut sind.

Darunter gibt es auch solche von Pinudjem II. Einige sind von Niek de Haan, The overseer shabtis of the High Priest of Amun Pinedjem II, 2. Auflage, 2021 zusammengestellt worden. Leider darin nicht enthalten ist ein Uschebti aus dem Louvre, Inv.-Nr. E 22082, der eine gewisse besondere Bedeutung hat: Auf ihm soll zum erstenmal das ägyptische Wort wSb.tj verwendet worden sein, von dem sich unser "Uschebti" für diese Totenfiguren ableitet. Zuvor lautete die ägyptische Bezeichnung Swb.tj oder SAb.tj, Vorlage für das englische "Shabti". Siehe auch: Wb IV, 435. Diese Information stammt aus dem Katalogeintrag zu diesem Uschebti in: Florence Gombert-Meurice, Frédéric Payraudeau (Hrsg.), Servir les dieux d'Égypte. Divines adoratrices, chanteuses et prêtres d'Amon à Thèbes, Paris, 2018, S. 153.

Ab Pinudjem II. verdrängte die neue Bezeichnung die bisherige, die noch einmal in der 25. Dynastie für kurze Zeit aufkam, um dann endgültig außer Gebrauch zu geraten.

Bei der Inschrift auf Louvre E 22082 handelt es sich um eine Variante des sog. Uschebtispruchs (Totenbuchspruch 6). Ich habe den Text in Standardhieroglyphen übertragen, so gut es ging, denn einige sind schwer zu erkennen und daher nur Vorschläge meinerseits. Vielleicht will sich der eine oder andere selbst daran versuchen, daher steht meine Übersetzung im folgenden versteckten Text:

Versteckten Text anzeigen...

Viele Grüße,
Michael Tilgner


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> Antwort auf Beitrag vom: 09.06.2024 um 17:25:28  Gehe zu Beitrag
Michael Tilgner  maennlich
Member - Themenstarter



Re: Pinudjem II. 
« Antwort #2, Datum: 12.06.2024 um 14:12:09 »   

Einige ergänzende Bemerkungen zum ägyptischen Wort wSb.tj "Uschebti".

Dieses Wort leitet sich ab vom Verb wSb "antworten" (Wb I, 371). Ein Uschebti ist also "einer, der antwortet", und das entspricht dem Uschebtispruch. Das haben auch die Alten Ägypter offenbar so aufgefasst, denn es gibt ein Uschebti Takeloths II. mit einer Inschrift, die das deutlich macht. Die angehängte Abbildung: Pierre Montet, Les constructions et le tombeau d'Osorkon II à Tanis, Paris, 1947, S. 83, Abb. 27. Der Text ist von rechts nach links zu lesen. Ein Foto dieses Uschebti habe ich leider nicht gefunden.

Versteckten Text anzeigen...

Es gibt auch Erklärungen für die früheren ägyptischen Bezeichnungen der Uschebtis wie Swb.tj oder SAb.tj, die aber alle keine allgemeine Anerkennung gefunden haben (Lexikon der Ägyptologie, Bd. VI, Sp. 896, Stichwort: "Uschebti").

Viele Grüße,
Michael Tilgner


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> Antwort auf Beitrag vom: 11.06.2024 um 23:36:38  Gehe zu Beitrag
Michael Tilgner  maennlich
Member - Themenstarter



Re: Pinudjem II. Graffito_kurzes_Pinudjems_II_in_TT320.jpg - 148 KB
« Antwort #3, Datum: 15.06.2024 um 16:24:12 »   

Am Eingang der Cachette TT 320 befinden sich zwei Graffiti Pinudjems II., eine kurze Inschrift, die aus Platzmangel abgebrochen wurde, und eine längere. Was wir dazu von Maspero und von Graefe wissen, wurde im Thread Die Cachette von Deir el-Bahari (TT 320) schon zusammengetragen. Dort finden sich auch Abbildungen der hieratischen Inschriften, wie sie von Maspero wiedergegeben wurden sowie ein Foto der längeren Inschrift, das von Graefe veröffentlicht wurde.

Das Foto der kurzen Inschrift kann ich nun aus dem Abschlussbericht nachtragen: Erhart Graefe, Galina Belova, The Royal Cache TT 320. A Re-examination, Cairo, 2010, Taf. 05. Die Autoren notierten dazu (S. 82f.):

Zitat:
Maspero's copy shows the spatial relationship of the lines incorrectly. The beginning of the second line does not lie directly below that of the first but considerably to the right of it: (1) Year 10, IV Peret 20, (2) day of the burial of ...
(Masperos Abschrift gibt die räumliche Beziehung der Zeilen falsch wieder. Der Anfang der zweiten Zeile liegt nicht direkt unter dem der ersten, sondern deutlich rechts davon: (1) Jahr 10, IV Peret 20, (2) Tag der Beerdigung von ...)

Die Korrektur von Masperos Lesung "Jahr 16" auf "Jahr 10" hatte ich bereits im Posting #33 des genannten Threads angegeben.

Viele Grüße,
Michael Tilgner


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> Antwort auf Beitrag vom: 12.06.2024 um 14:12:09  Gehe zu Beitrag
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